zum dritten Sonntag nach Trinitatis.

manche Menschen, auch ich, stellen sich vor, dass schon nichts passiert, dass ihnen nichts passiert, dass man einfach so durchs Leben kommt, dass man immer einen Vorteil suchen kann, dass einen keine negativen Konsequenzen treffen würden. Zumindest kann man sich das gut einreden.

Dabei ist das doch gar nicht wahr. In diesem Universum hat alles seine Konsequenzen. Falschparken hat ein Knöllchen als Konsequenz, das Versäumen einer wichtigen Frist führt als Konsequenz zu unangenehmen Überraschungen, eine unüberlegte Entscheidung, ein leichtfertiges Wort kann eine Beziehung belasten oder sogar zerstören.

Und oftmals gibt es da kein Zurück. Ein gesprochenes Wort kann nicht zurückgeholt werden und selbst wenn man sich danach schlecht fühlt und um Vergebung bittet und sie vielleicht auch bekommt! Selbst dann ist die Wirkung dessen, was wir tun, unumkehrbar und nicht aufzuhalten.

Vielleicht hat jemand in Wuhan leichtfertig gehandelt und das Corona-Virus weitergegeben. Vielleicht kommt es von Fledermäusen, so genau weiß das niemand. Aber es ist irgendwie über diesen einen Fleischmarkt in Wuhan verteilt worden. Jede dieser Handlungen hat eine Konsequenz und aus dieser ganzen Kette von Folgen und Konsequenzen ist eine weltweite Pandemie entstanden.

Und warum? Weil die Menschheit wächst. Durch dieses enge Gedränge auf der Welt konnte die Pandemie überhaupt erst entstehen.

Im Jahr 1800 waren es gerade mal eine Milliarde Menschen. Im Jahr 1900 waren es 1,75 Milliarden. 2000 waren es sechs Milliarden.

Es gibt Orte, wie eben in Wuhan, da leben acht Millionen Menschen zusammen, auf einem Quadratkilometer knapp 5.000 Menschen. Das wäre in etwa so viel, als würden in Hersbruck ca. 120.000 Menschen leben, soviel ungefähr wie in Fürth.

Dass das so ist, liegt nicht an der Natur selbst, es liegt an uns Menschen, ist direkte Konsequenz an unserem Bedürfnis nach immer mehr.

Und das kostet.

Irgendjemand muss die Zeche bezahlen.

Das war schon im Altertum so. Micha schreibt gegen die sozialen Missstände in den beiden Königreichen Israels. Der so genannte „freie Mann“ wird um Haus und Hof gebracht oder mit seinen Schulden erdrückt. Das Zins-Monopoly hat die Menschen langsam enteignet und die Finanzelite immer reicher und reicher gemacht.

Das Problem ist nur, dass Gott hier in seiner Tora eine ganz andere Weisung ausgesprochen hat, nämlich dass Schulden irgendwann zu erlassen sind, dass niemand ausgebeutet werden darf, dass die Armen zu unterstützen sind.

Als Folge prophezeit Micha den Überfall der Assyrer und der Babylonier, durch Gott veranlasst, als Konsequenz für ihr Verhalten.

Micha ist hier ganz klar: Wenn die Menschen Gottes Gebote missachten, werden sie bestraft. Wer sich nicht an die Gebote Gottes hält, wird bestraft. Das ist ein aller Grundsatz der Theologie im alten Testament. Wer Gutes tut, dem geschieht Gutes und wer Böses tut, dem geschieht Böses.

Lesung

Mi 7,18 Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade!
19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
20 Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.

II. V. 18, Schulderlass, Gnade

Und suchst du meine Sünde,
flieh ich von dir zu dir,
Ursprung in den ich münde,
du fern und nah bei mir.

Sünde, Schuld und all das belasten Beziehungen.
Das schlechte Gewissen wiegt schwer und zieht das Herz nach unten.
Wer ein schlechtes Gewissen hat, ist getrieben davon,
versteckt sich,
verheimlicht und vertuscht,
ist befangen,
gefangen,
eingeengt in der Sünde,
unfrei.

Wer schuldig ist,
ist misstrauisch,
paranoid,
kann kein Vertrauen halten
und verbirgt sein Inneres,
hat Angst.

Wo ist solch ein Gott?

Ein Gott, der Recht spricht,
der rechtmäßig verurteilt;
der uns die Konsequenzen unseres Handelns spüren lässt?

Wo ist solch ein Gott?

Der mich in meinem schlechten Gewissen gefangen hält,
in der Unfreiheit,
in der Paranoia,
im Misstrauen,
in der Angst,
im Verborgenen,
in der Enge?

Wo ist solch ein Gott?

Vor dem ich in meiner Sünde fliehe?
Zu dem ich fliehe?
Der mich trotz alledem geborgen hält?

III. V. 19, Gnade

Wie ich mich wend und drehe,
geh ich von dir zu dir,
die Ferne und die Nähe
sind aufgehoben hier.

Es ist doch ganz egal, was ich tue.
Ich komme nicht aus.
Das gerechte Urteil Gottes umfängt mich.
Er verurteilt mich.
Es zieht mich hinab in die Dunkelheit.

Wo ist solch ein Gott?

Der mich doch wieder herausholt?
Der sich meiner erbarmt?
Der mir gnädig ist?
Der meine Schuld unter seinen Füßen zertritt?
Der meine Sünde in die tiefen des Meeres wirft, wo ich eigentlich hingehöre?

Wo ist solch ein Gott?

Der der Ursprung ist,
die Ursache aller Ursachen,
der Anfang aller Anfänge,
zugleich Ursache und Konsequenz ist?

Der Anfang vor dem Anfang?
Die Ursache vor der Ursache?
Der Ursprung vor dem Ursprung?

Wo ist solch ein Gott, bei dem all das zusammen fällt?

Die abscheuliche Sünde,
die Trennung von Gott,
die Angst,
die Paranoia,
die Unsicherheit,
die Unfreiheit,
das Misstrauen,
die Ferne?

Wo ist solch ein Gott, bei dem das alles aufgehoben ist und sich auflöst?

Die Gnade,
die Einheit,
die Gemeinschaft,
die Freude,
die Freiheit,
das Vertrauen,
die Liebe,
die Nähe?

IV. V. 20, Der Bund mit Gott Teil I und II

Von dir zu dir, mein Schreiten
mein Weg und meine Ruh
Gericht und Gnade die beiden
bist du und immer du.

Ich komme nicht aus. Gott kommt nicht aus.

Wegen der Sünde gehe ich weg von mir selbst, meinen Mitmenschen und von Gott!

Ich gehe aber doch auf ihn zu.

Wo ist solch ein Gott?

Der Eins ist,
der der Eine ist,
der der Einzige ist,
der Alles ist,
der das All ist?

Wo ist solch ein Gott?

Der recht urteilt, aber gerecht spricht?
Der unsere Schuld begleicht?
Der uns Tröster ist?

Wo ist solch ein Gott?

Bei dem Nähe und Ferne, Liebe und Gleichgültigkeit, Angst und Vertrauen, Strafe und Gnade, Hass und Barmherzigkeit, Tod und ewiges Leben zusammen fallen? Wo dies alles aufgehoben ist?

V. Schluss

Gott ist gegenwärtig,
lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte,
Alles in uns schweige
und sich innigstem vor ihm beuge.
Wer ihn kennt,
we ihn nennt,
schlag die Augen nieder,
kommt, ergebt euch wieder.

Denn dieser Gott hat Treue geschworen, seinem Volk Israel und diese Treue eingelöst, in dem
* er seinen Sohn in den Tod gegeben hat, um unsere Schuld zu bezahlen.
* er uns seinen Heiligen Geist geschickt hat, um uns zu trösten und zu leiten.

Ich fliehe vor mir selbst,
in meiner Angst und Enge,
hinein in seine weit geöffneten Arme,
in seine große Einheit,
in den einzigen Frieden, den es wirklich gibt,
in seine Liebe,
wo alles aufgehoben ist,
weder Mächte noch Gewalten mich bedrohen,
ich keine Angst mehr haben muss,
wo sich alles auflöst,
Ursache und Folge sich vereinen,
Anfang und Ende,
Leben und Tod,
wo alles eins ist,
in Ewigkeit.

Amen.

Alexander
Dozent in der Erwachsenenbildung ~ Referent ~ Theologe

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