Wir haben heute die Verheißungen im Buch Jesaja gehört, die dem Volk Israel zugesprochen wurden, am Ende des Exils in Babylon. Dass sie sich bereit machen sollen, dass sie den Weg gerade machen sollen, dass sie Hohes tief und Niedriges hoch machen sollen, und die Steige eben.
Wir haben auch gehört von Johannes dem Täufer, wie er dem Volk Buße und Verheißung predigt, und wie er das Volk getauft hat in der Bußtaufe.
Salz ist ein elementares Gewürz, ein elementarer Stoff, den wir Menschen ganz grundsätzlich brauchen. Als Rettungssanitäter sage ich Ihnen: in Ihrem Körper befindet sich ein kompliziertes System an Elektrolyten, das ständig in einem gewissen Gleichgewicht sein muss, damit Ihr Körper tut, was er soll, damit er am Leben bleibt. Salze sind an allen lebenswichtigen Prozessen beteiligt: in den Nervenzellen, in den Muskelzellen und bei der Regulation des Flüssigkeitshaushaltes. Wenn wir im Sommer stark schwitzen und wenig trinken, oder wenn wir anderweitig viel Wasser verlieren, dann gerät dieses System aus dem Gleichgewicht und es wird kritisch bis lebensgefährlich. Der richtige Salzgehalt macht also den Unterschied aus zwischen Gesundheit und Krankheit.
Sie erinnern sich vielleicht noch an die Beerdigung von Königin Elisabeth II. von England. Ihnen ist wahrscheinlich auch die pompöse Gestaltung aufgefallen. Kilometerlange Züge quer durch die Stadt, tausende Menschen stehen am Straßenrand und weinen, haben teils sogar dort campiert. Unendlich viele Soldaten laufen in Reih und Glied hinterher, in bunten Uniformen gekleidet. Dazu spielt unendlich Trauermusik. Doch damit nicht genug: Sie lag dann nochmal drei Tage aufgebahrt in der Westminster Hall und hunderttausende Menschen haben sich von ihr verabschiedet, sich verbeugt und auch geweint, während Millionen im Internet dabei waren. „Zu viel“ haben manche kritisiert. „Zu teuer“ sei es dann schließlich auch geworden.
Ich lade Sie ein, an eine Reise zu denken. Sie kann lange her sein oder erst ganz frisch, das spielt keine große Rolle: Vielleicht denken Sie an die Vorfreude, an das Packen, an das Planen, an den Moment des Aufbruchs, an die Schritte aus Ihrer Wohnung, an den Geruch, an die Geräusche: Kofferrollen, Haustüren, Autotüren, Windspiele, die im Garten klingen, ein letzter Blick zurück, Einstieg ins Auto, der Abreiseort wird kleiner, los geht’s!
Am Karfreitag findet die Passionszeit ihren traurigen Höhepunkt. Nachdem Jesus das letzte Abendmahl gefeiert hat, gefangengenommen, verhört und schließlich verurteilt wurde, denken wir heute an seine Kreuzigung, an seinen Tod.
Der Gründonnerstag ist ja ein etwas seltsamer Feiertag. Die Passionszeit findet in dieser Heiligen Woche eigentlich ihren Höhepunkt am Karfreitag. Und vom Karfreitag her gesehen ist diese Woche eigentlich still, andächtig, fast wie in Trauer.
Dennoch sehen Sie heute weiße Paramente, wir haben das große Gloria gesungen, die Glocken haben dazu geläutet und nach der Heiligen Beichte feiern wir gleich Heiliges Abendmahl in besonders festlicher Weise. Das ist gewissermaßen ein in der Karwoche, die doch unter dem Leiden und Sterben Jesu im Schatten liegt.
Gleichzeitig schauen wir zurück auf Weihnachten, auf Jesu Geburt. Da hat seine Begleitung für uns den Anfang genommen, da kam Gott in die Welt und zu uns und wurde wie wir — ein Mensch.
Als dann die Verhaftung durch Judas‘ Verrat schon besiegelt war, — Jesus wusste das alles schon vorher! — lud er zum Abendmahl, zum Abendmahl mit Brot und Wein, mit Leib und Blut, mit Teller und Kelch. Damit hat er eine Tradition eingesetzt, die wir bis heute leben und fortführen.
Was ich jetzt sage, das klingt wie ein hilfreicher Kalenderspruch oder der Titel eines Ratgeberbuches: Wir alle sind Architekten unseres Lebens. Viele Menschen sind darin regelrechte Meister, ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Das Ganze geschieht dann oft auch online im Internet auf Instagram oder Facebook oder dergleichen. Dort wird sich dann perfekt dargestellt, alle Ecken abgerundet, alle Kanten gebrochen, jede Unreinheit im Gesicht retouchiert, der ganze Lebenslauf wird aufgehübscht und möglichst perfekt dargestellt. Planänderungen, Umwege und Wendungen gelten als Makel und werden umgedeutet.
Was ist der Mensch? Er ist Gottes Ebenbild. Erschaffer und Macher. Herrscher und Sklave. Vater und Mutter. Sohn und Tochter. Der Mensch lebt in Beziehungen.
Wir alle leben in Beziehungen, in guten, in schlechten. Und wir wollen gesehen werden.
Was ist der Mensch? Was ist sein Wert?
Was muss ich leisten, daß ich wertvoll bin? Reicht es? Tue ich genug? Werde ich wertgeschätzt?
Oder ist es wie bei Kain und Abel? Neid. Mißgunst. Wie ein großer Bruder gegenüber dem kleinen? Oder umgekehrt? Weil er das bessere Spielzeug hat? Die coolere Armbanduhr? Das schnellere Auto? Die hübschere Freundin?
Praktisch jede Geschichte funktioniert so: Da gibt es erstens das arme, wehrlose Opfer. Denken Sie nur an Dornröschen, Rotkäppchen oder Rapunzel. Und andererseits gibt es den finsteren Bösewicht, der das Opfer bedroht: Die böse Fee, die Dornröschen verflucht; der böse Wolf, der das Rotkäppchen und seine Oma auffrißt, oder die Zauberin, die die die Tochter aus Rache für den Gartendiebstahl entführt. Und drittens ist da dann der glorreiche, strahlende Held: Der ritterliche Prinz, der Dornröschen aus dem Tiefschlaf erwecken kann; der Jäger, der Rotkäppchen und Großmutter aus dem Bauch des Wolfes befreit; und schließlich: der Königssohn, der Rapunzel aus der Wüstenei in sein Königreich rettet.
Die Bibel ist voll von solchen ähnlichen Erzählungen und gerade auch um Jesus gibt es einige Heldengeschichten. Heute geht es um die Heilung des Taubstummen, im Evangelium nach Markus, Kapitel 7, und ich lese in meiner eigenen Übersetzung:
Mk 7, 31 Und wieder ging er aus dem Gebiet Tyrus durch Sidon an den See von Galiläa mitten ins Gebiet der Zehn-Stadt. 32 Und sie tragen einen Taubstummen zu ihm und bitten ihn um Hilfe, dass er ihm die Hand auflege. 33 Und er nimmt ihn vor der Menge beiseite, legt ihm seine eigenen Finger ins Ohr und berührt seine Zunge mit Spucke. 34 Und er blickt in den Himmel, stöhnt und spricht zu ihm: “Effata!”, das heißt: “Öffne dich!”. 35 Und sofort öffneten sich seine Ohren und es löste sich die Lähmung seiner Zunge und er sprach richtig. 36 Und er verbot ihnen, darüber zu sprechen. Aber je mehr er es ihnen verbot, umso viel mehr machten sie es bekannt. 37 Und über alle Maßen staunten sie und sagten: ”Er machte alles gut, er macht die Tauben hören und die Stummen reden.“
Laß mich stille stehen, Herr, / vor der Gewalt, die Du dem Tode gegeben hast / Herr, erbarme Dich unser!
Herr, laß mich stille sein / im Angesicht des Lebens dieses Menschen, / der hier bestattet ist / Er war ein geliebter Mensch / in seinem Leben / Er wird vermißt.
Herr, gib ihm und allen Verstorbenen die ewige Ruhe. / Und das ewige Licht leuchte ihm. / Laß ihn ruhen in Frieden.
Herr, laß mich stille sein / eingedenk deines strengen Gerichts / hoffend auf den Reichtum deines Trostes / vertrauend auf deine umfassende Gnade.
Herr, erhalte mich in der Gemeinschaft der Heiligen / in der Gemeinschaft des Glaubens / in der Gemeinschaft der Liebe / in der Gemeinschaft der Hoffnung.
Es wird gesät verweslich, / und wird auferstehen unverweslich. / Es wird gesät in Unehre, / und wird auferstehen in Herrlichkeit. / Es wird gesät in Schwachheit, / und wird auferstehen in Kraft.
Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, / weder Engel noch Mächte noch Gewalten, / weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, / weder Hohes noch Tiefes / noch eine andere Kreatur / mich scheiden kann von der Liebe Gottes, / die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Herr, lehre mich bedenken, / daß auch ich sterben muß, / auf daß ich klug werde.
Es vergehe die Welt / es komme Dein Reich / Amen.
Christ ist erstanden von der Marter alle. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen. Seit dass er erstanden ist, so freut sich alles, was da ist. Kyrieleis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja. Des solln wir alle froh sein; Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
Verwendungshinweis: Trinitarisches Votum und Segen können zum Ausbau des Gebetes zu einer Andacht hin voran- bzw. dem Lied nachgestellt werden.
Hinweis: Das Gebet wurde der einfacheren Lesbarkeit halber mit dem generischen Maskulinum formuliert. Selbstverständlich sollen die entsprechenden grammatischen Formen auf das Femininum sowie den Plural angepasst werden.
Quelle: Gestaltet mit Anregung des Gebetes „vor dem Begräbnis“ von Karl-Bernhard Ritter; in: KB Ritter, Pfarrgebete, Johannes-Stauda-Verlag, Kassel: 1947, Seite 70.