zum 8. Sonntag nach Trinitatis 2023.

Salz ist ein elementares Gewürz, ein elementarer Stoff, den wir Menschen ganz grundsätzlich brauchen. Als Rettungssanitäter sage ich Ihnen: in Ihrem Körper befindet sich ein kompliziertes System an Elektrolyten, das ständig in einem gewissen Gleichgewicht sein muss, damit Ihr Körper tut, was er soll, damit er am Leben bleibt. Salze sind an allen lebenswichtigen Prozessen beteiligt: in den Nervenzellen, in den Muskelzellen und bei der Regulation des Flüssigkeitshaushaltes. Wenn wir im Sommer stark schwitzen und wenig trinken, oder wenn wir anderweitig viel Wasser verlieren, dann gerät dieses System aus dem Gleichgewicht und es wird kritisch bis lebensgefährlich. Der richtige Salzgehalt macht also den Unterschied aus zwischen Gesundheit und Krankheit.

Andererseits ist Salz aber nicht nur lebensnotwendig, sondern auch Genussmittel. Beim Nudeln kochen habe ich gelernt, dass das Nudelwasser so salzig sein soll wie das Meer. Da gibt es einen schmalen Grat: Zu wenig Salz und die Nudeln sind fad und schmecken nicht. Zu viel Salz und man könnte meinen, die Köchin sei verliebt, so sagt man, es schmeckt ebenfalls nicht. Wiederum macht Salz den Unterschied.

Historisch betrachtet war Salz schon immer wertvoll; von der Antike bis zum Mittelalter war es ziemlich schwer zu gewinnen. Salz war ein handwerkliches Produkt: Es wurde aus Salzminen abgetragen und kam dann in Brocken in den Handel. Oder salzhaltige Flüssigkeit wird getrocknet, bis nurmehr das Salz übrigbleibt. Und so gab es durchaus Salz, das nicht unbedingt mit Gold aufgewogen wurde, wohl aber doch wertvoll war. So wertvoll, dass es im Bürgerrecht der Stadt Frankfurt jedem Bürger auferlegt wurde, einen Salzbrocken zu besitzen — für die Tiere, damit diese daran lecken können, damit es ihnen gut geht. Auch hier macht Salz den Unterschied.

Heute kann Salz industriell hergestellt werden, muss nur noch geklärt, gereinigt und verpackt werden und steht uns dann in Massen günstig zur Verfügung.

Sie ahnen vielleicht schon, worauf das alles hinausläuft. Es gibt eine sehr bekannte Bibelstelle in der Bergpredigt, wo vom Salz die Rede ist. Die Bergpredigt steht im Matthäusevangelium in den Kapiteln 5–7. Gleich am Anfang in Kapitel 5, direkt nach den Seligpreisungen, findet sich der heutige Predigttext:

Verlesung des Predigttextes

Mt 5, 13–16

IIa. Ihr seid das Salz der Erde

Das ist eine spannende Aussage, die Jesus da macht: Ihr seid das Salz der Erde. Das heißt, dass die Erde ohne uns, ohne Christinnen und Christen, fad ist, wie zu wenig gesalzene Nudeln, vielleicht nicht unessbar, aber auf jeden Fall ungenießbar. Offenbar würde dieses elementare Gewürz der Erde fehlen, gäbe es die Menschen nicht. Das ist stark. Ohne uns wäre die Schöpfung fad. Ohne uns würde etwas fehlen. Und das, obwohl die Schöpfung sehr gut war.

Das heißt: Wir machen den Unterschied zwischen einem faden und einem leckeren Gericht. Wir machen den Unterschied zwischen der faden, vielleicht langweiligen, Schöpfung. Auf uns kommt es an.

Was würde man tun, wenn das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. Wenn wir nicht mehr salzen, dann braucht’s uns auch nicht, dann haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt.

IIb. Ihr seid das Licht der Welt

Das zweite Bild im Predigttext ist das vom Licht. Deshalb habe ich heute auch das Eingangslied singen lassen: Strahlen brechen viele aus einem Licht. Unser Licht heißt Christus – und wir sind eins durch ihn. Deshalb habe ich heute auch das große Glaubensbekenntnis ausgewählt, darin wir bekannt haben, dass Christus Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott ist. Christus ist das Licht, das Licht aus der Ewigkeit in die Ewigkeit, das Licht in der Osternacht, das nach dem Tod aufscheint. Und er sagt von sich selbst bei Johannes: Ich bin das Licht der Welt.

Und gerade dieses Heilige Licht, das ewige Licht, das Licht der Welt, sagt zu uns: Ihr seid das Licht der Welt.

Dies ist eine noch viel größere und noch viel unverdientere Ehre als die Aussage, wir seien das Salz der Erde. Ich formuliere Jesu Aussage mal um: Wie ich das Licht der Welt bin, so seid auch ihr das Licht der Welt. Wer ihm nachfolgt, der wird das ewige Leben haben und nimmermehr sterben.

Darin steckt alles drin, was das Christsein ausmacht.

Intermezzo

Gerne hätte ich mit Ihnen heute das Lied 260 Gleich wie mich mein Vater gesandt hat gesungen. Sie können es gerne aufschlagen. Ich war mir aber nicht sicher, ob das geht, der Rhythmus ist doch recht anspruchsvoll und das Lied nicht allzu bekannt. Ich will es Ihnen daher kurz vorlesen:

[Anm. Aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht wiedergegeben.]

III. Conclusio: Salzt und leuchtet!

Das macht das Christsein aus, beides: Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Der, der gesandt ist, hat uns gesendet. In der Bergpredigt in den Seligpreisungen lesen wir, wozu er uns beauftragt hat: sanftmütig sein, Barmherzigkeit üben, reinen Herzens sein, Frieden stiften. Das heißt es, die Erde zu salzen und in der Welt zu leuchten. Damit folgen wir ihm nach. Damit machen wir den Unterschied.

Den Unterschied in der Firma, wenn es um die Beurteilung einer Mitarbeiterin geht, den anderen Blick zu haben, den Menschen zu sehen, der wertvoll ist, Gottes Ebenbild, gewollt ist und eine eigene Würde hat. Den Unterschied machen im Mainstream, der nach dem Individualismus strebt, der Egoismus fördert, der Familien zerbrechen lässt. Den Unterschied machen in der Kirche, die sich sehr an Zahlen, Daten und Fakten zu orientieren scheint.

Wir sollen auf den zeigen, der uns gesandt hat, der das Heilige und Ewige Licht ist, der uns in seine Nachfolge ruft.

Christus spricht zu jedem Einzelnen von Euch: Du bist das Salz der Erde. Du machst den Unterschied zwischen fad und genießbar. Du bist wertvoll. Auf Dich kommt es an.

Christus spricht zu jeder Einzelnen von Euch: Du bist das Licht der Welt. Leuchte, weil ich in Dir leuchte. Leuchte dort, wo es dunkel ist, überall dort, wo Du bist. In der Arbeit, in der Familie.

Gleich wie Jesus vom Vater gesandt ist,
so sendet er euch,
zu salzen und zu leuchten.

Amen.

Alexander
Dozent in der Erwachsenenbildung ~ Referent ~ Theologe

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