zu Palmarum 2021.

Liebe Brüder und Schwestern,

ich denke gern an meine Familie und an meine Vorfahren. Überhaupt bin ich ein recht traditionsbewusster Mensch, betreibe ein klein wenig Ahnenforschung und weiß daher recht gut Bescheid über meine Familie, die zum einen Teil aus Niederbayern-Oberpfalz stammt, zum anderen Teil aus Schlesien.

Im ersten Weltkrieg, der Bruder meines Ur-Opas ist im Krieg gefallen und in Russland begraben; meine beiden Großväter wurden im zweiten Weltkrieg als Jugendlicher aus Schlesien vertrieben und haben sich in Niederbayern bzw. in der Oberpfalz ein neues Leben aufgebaut. All das hängt meiner Familie noch immer in den Knochen und ich weiß genau, dass sich das irgendwie auch bis zu mir durchzieht. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich, wenn Sie mal darüber nachdenken, wie Sie erzogen wurden und warum. Und wie Sie Ihre Kinder erziehen oder erzogen haben. Und wie schließlich Ihre Kinder Ihre Enkelkinder erziehen.

Mir wird da immer ganz deutlich, wie klein die Welt ist. Wie verwoben die Welt ist, wie alles mit allem zusammenhängt. Auch über die Zeiten hinweg, wie mich Ereignisse von vor fast einhundert Jahren noch beeinflussen, ohne dass ich wirklich weiß.

Das ist die große Macht der Erinnerung. Sie holt – er-innert – vergangene Gedanken wieder nach innen; versetzt mich in einen anderen inneren Zustand.

Und sie gibt mir diese Gewissheit: Ich bin der, der ich bin, weil die, die vor mir waren, – waren. Und wäre es nicht so passiert wie es passiert ist, so wäre ich ein anderer.

II. Alt-Vordere des Glaubens

Ganz ähnlich ist es mit den Juden gewesen; und auch mit den frühen Christen. Auch sie konnten auf viele Ahnen oder „Alt-Vordere“ verweisen und wurden von ihnen geprägt.

Abel, der Bruder von Kain, der aus seinem Glauben heraus ein sehr gutes Opfer dargebracht hat. Henoch, der aus seinem Glauben heraus aus der Welt entrückt wurde, ohne zu sterben. Noah, der aus seinem Glauben heraus eine gigantische Arche gebaut hat und die Menschheit und Tierwelt gerettet hat.

Abraham, der aus seinem Glauben heraus seine Heimat verlassen hat. Sara, die eigentlich unfruchtbar war und aus ihrem Glauben heraus doch schwanger wurde und den Isaak geboren hat.

Isaak, der fast von Abraham geopfert wurde, aber später Esau und Jakob segnete, der die Söhne Josefs segnete. Josef wiederum redete vom Auszug der Israeliten; aus seinem Glauben heraus. Und Mose führte das Volk aus der Sklaverei; aus seinem Glauben heraus.

All diese Geschichten sind für die Christen und Juden sowas wie das historische Fundament, daher kommen sie, daher sind sie so, wie sie sind, daher ist unsere Beziehung zu Jahwe so, wie sie heute ist, wie eine Wolke des Glaubens, die uns umgibt.

III. Glauben = Zuversicht und Hoffnung

Wilhelm Weitling sagt:

Glauben heißt nicht wissen.

Ich höre das immer wieder.

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich ein gläubiger und praktizierender Christ bin, dann werde ich manchmal komisch angeschaut.

Für viele Menschen ist der Ausspruch von Wilhelm Weitling wahr. Glauben heißt bei manchen, dass man’s nicht besser weiß, dass man sich die Welt nicht erklären kann, dass man irgendwie vielleicht auch zu dumm ist.

Und oft wird dann angeführt, dass man als gläubiger Mensch ja die Evolution ablehnen, dass man irgendwie einfach alles, was man nicht begreift, immer mit Gott erklären wollen würde. Dass man von Wissenschaft nichts wissen wollen und auch nichts verstehen würde.

Oder, dass man sich als gläubiger Mensch für etwas besseres halten, andere Menschen verurteilen oder beurteilen würde. Dass man als gläubiger Mensch irgendwelche veralteten Moralvorstellungen hätte und diese anderen aufzwingen wollen würde.

Mich frustriert das gewaltig, denn darum geht es mir mit meinem Glauben überhaupt nicht!

Das Wörtchen „Amen“ stammt von Hebräisch „aman“ ab und das bedeutet: sich fest machen in, sich verankern in, sich ausrichten auf Gott

Glauben hat also nichts damit zu tun,
die Wissenschaft abzulehnen,
oder die Evolution.
Gläubige Menschen sind auch nicht besser
und haben nicht das Recht, andere zu verurteilen,
ganz egal, warum,
sei es wegen ihrer Art, wie sie leben und lieben,
wie sie Beziehung leben,
was sie für sich für richtig halten.

Glauben heißt, Vertrauen haben.
Auf Gott vertrauen.
Sich in ihm festmachen, wie ein Schiff am Hafen.
Sich in ihm gründen, wie ein Fundament in der Erde.
Sich nach ihm ausrichten wie eine Sonnenblume nach der Sonne.
Glauben heißt, Zuversicht haben für das, was man hofft.
Glauben heißt hoffen.
Glauben heißt, nicht zu Zweifeln, wenn man die Erlösung noch nicht sieht.
Glauben heißt vertrauen.

IV. Erinnert euch!

Erinnert euch an Abraham:

12, 1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

Das Verlassen der eigenen Familie und Sippe bedeutete im Altertum eine große Gefahr, denn man war praktisch schutzlos. Abraham macht es trotzdem, denn er gründet sich in Gott und vertraut ihm.
Zum Lohn bekommt er neben Ismael noch einen weiteren Sohn von seiner Frau Sarah.

Gott hat seine Verheißung wahr gemacht.

Erinnert euch an Mose:

Ex 3, 1,7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

Und Mose führte das Volk Israel aus der Sklaverei. Und erfüllt damit Gottes Verheißung.

Erinnert euch!

Jesus ist uns als Heiland geboren.

Erinnert euch!

Jesus hatte Vollmacht und machte Blinde sehend. Kranke gehend. Er ging über’s Wasser und stillt den Sturm.

Erinnert euch!

Jesus zog in Jerusalem ein, auf einem jungen Esel.

Das Volk jubelt, legt Kleidung und Palmzweige auf den Weg und singt:

Heilig heilig heilig,
ist der Herre Zebaoth,
alle Lande sind seiner Ehre voll!
Hosianna, in der Höhe.
Gebenedeit sei der da kommt,
im Namen des Herrn.
Hosianna, in der Höhe.

Dasselbe Volk, dass ihn Tage später noch zum Tode verurteilen wird.

Doch Jesus geht seinen Weg, im Vertrauen auf Gott.

Erinnert euch!

Jesus wird verraten.
Er hat Angst, zu sterben.
Er bittet „lass diesen Kelch an mir vorüber gehen.“
Und obwohl er hätte Freude haben können,
alles für sich zum Guten wenden können,
geht er den Weg, den Gott für ihn bestimmt hat,
im Vertrauen auf seinen Vater.

Erinnert euch!

Jesus feiert das letzte Abendmahl.
Mit seinem Verräter.

Erinnert euch!

Jesus betet im Garten.
Er wird verhaftet.
Verhört.
Verurteilt.

Erinnert euch!

Jesus wird zum Kreuz getrieben.
Er wird sterben.

Erinnert euch!

Glauben heißt, Vertrauen haben.
Auf Gott vertrauen.
Sich in ihm festmachen, wie ein Schiff am Hafen.
Sich in ihm gründen, wie ein Fundament in der Erde.
Sich nach ihm ausrichten wie eine Sonnenblume nach der Sonne.
Glauben heißt, Zuversicht haben für das, was man hofft.
Glauben heißt, nicht zu Zweifeln, wenn man die Erlösung noch nicht sieht.

Erinnert euch!

Der Erlöser ist schon da. Auch, wenn wir ihn noch nicht sehen.

Erinnert euch!

Glauben heißt, Vertrauen haben.
Auf Gott vertrauen.
Sich in ihm festmachen, wie ein Schiff am Hafen.
Sich in ihm gründen, wie ein Fundament in der Erde.
Sich nach ihm ausrichten wie eine Sonnenblume nach der Sonne.
Glauben heißt, Zuversicht haben für das, was man hofft.
Glauben heißt, nicht zu Zweifeln, wenn man die Erlösung noch nicht sieht.

Er Erlöser ist da.

Amen.

Alexander
Dozent in der Erwachsenenbildung ~ Referent ~ Theologe

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