zu Quasimodogeniti 2019.

Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Das Grab ist leer!
Unser Herr lebt.

I. Einleitung

Doch, so ganz einleuchtend ist das nicht; und das war es auch immer schon nicht.

Wie wir gerade im Evangelium gehört haben, konnte Thomas nicht glauben, ohne Jesu Wunden zu berühren.

Und auch in den christlichen Urgemeinden war das nicht für alle so einfach, manche glaubten nicht an das leere Grab, manche lehnten es sogar ab. So sehr, dass Paulus hier mahnend eingreifen musste.

Der 1. Petrusbrief erinnert seine Adressaten in ganz Kleinasien in seinem Vorwort an die Grundlage und Ziel des christlichen Glaubens:

Lesung: 1 Petr 1, 3-9

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

II. Die Sache mit dem Glauben

Wenn ich mich mit sehr kirchenfernen oder atheistischen Menschen unterhalte, dann bekomme ich ganz oft die Frage zu hören, warum ich an Gott glaube. Ich frage dann meistens zurück, warum mein Gegenüber nicht an Gott glaubt.

Dann höre ich sehr oft eine Aussage wie die Folgende:

„Ich glaube nur an das, was ich sehe.“

Ich frage dann oft: „Glaubst du an die Liebe?“, „Glaubst du an die Gerechtigkeit?“ oder „Glaubst du, dass du ein Gehirn hast?“

Meistens endet das Gespräch dann oder das wir wechseln das Thema. Auch muss ich zugeben, dass das natürlich schwierige Gegenfragen sind.

Es wird aber deutlich, ganz so einfach mit dem Glauben ist es nicht.

Unser Predigt-Text spricht behandelt die ganze Frage rund um den Glauben in drei wesentlichen Punkten:

  1. Wiedergeburt zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung
  2. Erbe im Himmelreich
  3. Der Glaube bewahrt zur Seligkeit

III. Wiedergeburt zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung (V.3)

Die Auferstehung Jesu Christi ist das zentrale Geschehen im Christentum. Als Konfirmand hat mir das der Pfarrer damals gesagt und ich dachte immer, Weihnachten wäre das wichtigste Fest.

Doch mit der Zeit habe ich begriffen, dass Jesu Geburt eine unter Milliarden und Abermilliarden geblieben wäre, wenn nicht Ostern geschehen wäre.

Dieses verstörende leere Grab.

Normalerweise, und so ist es heute noch, bedeutet „tot“ „tot“.

„Wie es nach dem Tod so ist? Es ist noch niemand wiedergekommen.“

Naja, nicht ganz.

Aber es stimmt.

Wir alle wissen nicht, was nach dem Tod kommt. Und niemand in meiner Verwandtschaft ist je wiedergekehrt und hat mir berichtet, wie es nun sei.

Folgenden mittelalterlichen Witz habe ich am Ostersonntag erzählt:

Zwei Mönche, die sich das Paradies in ihrer Phantasie in den glühendsten Farben ausmalten und sich dann gegenseitig versprachen, dass der, welcher zuerst sterben würde, dem anderen im Traum erscheinen und ihm nur ein einziges Wort sagen solle. Entweder „taliter“ – es ist so, wie wir uns das vorgestellt haben, oder „aliter“ – es ist anders, als wir es uns vorgestellt haben. Nachdem der erste gestorben war, erschien er dem anderen im Traum, aber er sagt sogar zwei Worte: „Totaliter aliter!“ – Es ist vollkommen anders als in unserer Vorstellung!

Und es ist was Wahres dran.

Wir können die Auferstehung nicht denken.

Wir sind so sehr verstrickt in dieser Welt, natürlich, worin auch sonst, dass wir nicht begreifen können, was die Auferstehung ist.

Außerdem lesen wir nur darüber.

Darum: Das verstörende, leere Grab.

Wenn wir das mal beiseitelegen und einfach festhalten, dass die Auferstehung geschehen ist, das ist sozusagen der Grundkonsens, den wir als Christen haben, sonst wäre das alles hier sinnlos, und gleichzeitig mal dahingestellt sein lassen, wie genau sie funktioniert hat und so weiter und so fort, dann offenbart sich ihr Sinn:

Die stattgehabte Auferstehung öffnet eine Tür.

Wenn der Tod keine Macht mehr hat,
Wenn er nicht mehr das letzte Ende ist,
Dann hat die Welt keine Macht mehr,
Dann besteht Grund zur Hoffnung,
Denn dann ist nicht alles hoffnungslos.

das könnte manchen herren so passen
wenn mit dem tode alles beglichen
die herrschaft der herren
die knechtschaft der knechte
bestätigt wäre für immer
das könnte manchen herren so passen
wenn sie in ewigkeit
herren blieben im teuren privatgrab
und ihre knechte
knechte in billigen reihengräbern
aber es kommt eine auferstehung
die ganz anders wird als wir dachten
es kommt eine auferstehung die ist
der aufstand gottes gegen die herren
und gegen den herrn aller herren, den Tod
–– Kurt Marti

IV. Erbe im Himmelreich (V.4)

Das Erbe im Himmelreich, das ist wiederum so eine Sache.

Bedingung dafür ist der Glaube.

Schon Jesus betont die Wichtigkeit des Glaubens:

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

Fast alle Heilungsgeschichten im ältesten Evangelium, im Markus-Evangelium, begründen die Heilung mit dem Glauben.

„Dein Glaube hat dir geholfen.“

Was ist der Glaube, der uns das Erbe im Himmelreich sichert?

Man kann ihn einmal vom Wort her betrachten. Laut Duden bedeutet „glauben“:

  1. Etwas für wahr, möglich und wahrscheinlich halten, oder
  2. Etwas für wahr, richtig und glaubwürdig halten, gefühlsmäßig von der Wahrheit der Sache ausgehen, darauf vertrauen, dass sie wahr ist, sich darauf verlassen.

Das griechische Wort, das hier verwendet wird, lautet πίστεως, Glaube, bzw. das Verb dazu, πιστεύω, ich glaube.

Das griechische Wort geht in seiner Bedeutung etwas weiter als unseres, denn πιστεύω kann neben der deutschen Bedeutung noch folgenden Sinn haben:

  1. ich vertraue,
  2. ich setze Vertrauen in jemanden oder etwas,
  3. ich verlasse mich auf jemanden oder etwas

Wenn wir als Christen also sagen, wir glauben an Gott, dann sagen wir eigentlich, dass wir auf ihn vertrauen, Vertrauen in ihn setzen, uns auf ihn verlassen.

Nr. 533 in unserem Gesangbuch:

Du kannst nicht tiefer fallen,
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.

Glaube ist Vertrauen auf die Auferstehung, ohne sie erlebt zu haben.

Glaube ist Vertrauen darauf, dass die Bibel die Wahrheit sagt, die Evangelisten und Apostel als Augenzeugen berichten.
Glaube ist Vertrauen darauf, dass die Propheten die Wahrheit gesagt haben.
Glaube ist Vertrauen darauf, dass uns dasselbe passieren wird, wie es Jesus passiert ist, also die Auferstehung.

Glaube ist Vertrauen darauf, dass wir alle in Gottes Hand sind, dass er es gut mit uns meint.

Solcher Glaube macht selig.

V. Der Glaube bewahrt zur Seligkeit (V.5ff.)

Der Verfasser des ersten Petrusbriefes ging wohl davon aus, dass es nicht mehr lange dauern würde, „nur eine kleine Zeit“, bis zur Seligkeit.

Diese „kleine Zeit“ dauert nunmehr schon knapp zweitausend Jahre und auch die ersten Christen wurden recht bald unruhig. Kein Mensch weiß, wann sie um ist und in göttlichen Maßstäben war das bisher vielleicht kaum mehr als ein Wimpernschlag.

Also brauchen wir Proviant, um durch diese Durststrecke zu kommen.

Wichtig ist der Glaube an, das heißt das Vertrauen auf die Auferstehung und die Hoffnung auf das Erbe im Himmelreich.

Alles Irdische hat da keinen Platz, kein vergängliches Gold, kein vergänglicher Ruhm, nichts. Dies alles wird dann vergehen zu Lob, Preis und Ehre, wenn er wiederkommt.

Die Herausforderung liegt darin, sich diesen Glauben zu bewahren. Das sehe ich immer auch bei den Konfirmanden. Anfangs ist alles ganz schön, es ist einfach, neu, aufregend. Doch wenn der Alltag kommt, wenn die Routine einkehrt, ist es plötzlich nicht mehr so einfach, herausfordernd gar.

Wie jede Beziehung bedarf die Beziehung zu Gott auch einiger Arbeit und Anstrengung. Oft wird es ganz schwer, zu glauben, gerade in schwierigen Situationen des Lebens. Umso mehr für die Jünger am leeren Grab, die nicht begriffen haben, was passiert ist.

„Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ – diesen Spruch hat sich eine altensittenbacher Konfirmandin zu ihrer gestrigen Taufe ausgesucht.

Glaube heißt, Vertrauen auf die allumfassende und unbegreiflich bedingungslose Liebe Gottes.

Darin liegt die Seligkeit.

In der Liebe zu sein,
Und in Gott,
Und Gott in mir.

Aufzugehen in der Ewigkeit Gottes.

Wo wir uns „freuen [werden] mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“

„Wenn [wir] das Ziel [unseres] Glaubens erlang[en], nämlich der Seelen Seligkeit.“

Das ist das unvergängliche und unbefleckte Erbe im Himmelreich.

VI.

Denn: der Herr ist auferstanden.
Das Grab ist leer.

Wer’s glaubt, wird selig. ?

Amen.

Alexander
Dozent in der Erwachsenenbildung ~ Referent ~ Theologe

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